Bernhard Heusler und Georg Heitz

Bernhard Heusler ist Rechtsanwalt und war von 2012 bis 2017 Präsident des FC Basel. In dieser Zeit gewann der Verein jedes Jahr die Schweizer Meisterschaft. Georg Heitz ist ehemaliger Sportreporter der «BaZ» und war zur Zeit von Heuslers Präsidentschaft der Sportchef des Vereins.

«Wenn Du Niederlageserien erlebt hast, spielt es keine grosse Rolle mehr, welchen Dialekt ein Spieler redet, welche Hautfarbe er hat: Hauptsache er schiesst für Rotblau ein Tor.»

Niemand hat den FC Basel erfolgreicher geführt als Präsident Bernhard Heusler und Sportchef Georg Heitz. Mit diesem Duo an der Spitze gewann der FCB die Schweizer Meisterschaft achtmal hintereinander – das gab es in der Schweiz bisher noch nie. Ein Gespräch über starke und weniger starke Gegner, politisches Eunuchentum und darüber, wie man einen Fussballverein am besten verkauft.

Im Frühling 2017 verabschiedeten sich die Fans von Euch beiden in einer Art und Weise, wie man sie selten erlebt hat. War die Identifikation zwischen Club und Stadt je grösser als während Eures Abschieds?

Georg Heitz: Das ist schwierig zu beurteilen für uns. Es gab Zeiten, da waren wir nicht dabei. Und Ihr auch nicht. Die Euphorie in den 1970er-Jahren muss auch ziemlich gross gewesen sein. Doch unser Abschied war sehr speziell, ist schon klar. Vor allem wegen dem Kniff, dass wir die Parade am Nachmittag veranstalteten und nicht am Abend. So kamen viele Kinder und auch ältere Leute – es war überwältigend.

Bernhard Heusler: Es war stimmungsmässig ein Turnaround innerhalb von 14 Tagen. Der Gewinn des Cupfinals hat eine weitere Euphoriewelle in der Stadt ausgelöst. Ohne diesen Sieg wäre die Parade nicht so gewesen, wie sie am Schluss war. Sie war ein gutes Beispiel dafür, dass man im Fussball im Moment leben muss, und letztlich nichts wichtiger ist als die Leistung des Teams auf dem Platz

Wenn Ihr dieses Auf und Ab während Eurer Zeit an der Spitze beschreiben müsstest, wie sähe das aus über die Jahre?

Heusler: Das ist wahnsinnig schwierig. Vergangene Saison klagten alle über die mangelnde Euphorie und Begeisterung und am Schluss erlebten wir so ein Feuerwerk. Auf der anderen Seite haben wir 2011 mit sieben oder acht Baslern in der Startaufstellung zuhause Manchester geschlagen und ich musste in jener Saison in der Zeitung sagen: So freut Euch doch – so eine Konstellation kommt nicht mehr so rasch. Man vergisst so schnell. Es ist ein bisschen wie gestern Abend gegen Benfica (das Gespräch fand am Tag nach dem 5:0-Sieg des FCB gegen Benfica Lissabon statt): Manchmal braucht es das Bittere einer Niederlage, um die Süsse eines Sieges zu spüren. Die Eruption bei einem Tor ist im Moment wieder viel grösser. Ich habe das mal mit den biblischen sieben fetten Jahren verglichen. Wenn Erfolg und Luxus zur Gewohnheit werden, sehnt sich der Mensch – unbewusst – nach mageren Jahren, weil er die fetten sonst gar nicht geniessen kann.

Ist das etwas baselspezifisches, diese grosse Identifikation?

Heitz: Sie ist speziell, aber sie hängt auch mit dem Erfolg zusammen. Es gab auch andere Zeiten beim FCB, als er nicht so erfolgreich war, und die Zuschauerzahlen entsprechend. Aber ja: Es ist eine grosse Verbundenheit da.

Heusler: Man sieht das im Vergleich mit Zürich: Das ist eine klassische Zentrumsstadt. Wenn Du dort an einem Tisch sitzt, gibt es zwei Davos-Fans, zwei FCZler, einen GC- und einen YB-Fan. Sitzt du in Basel an einem Tisch, gibt es nur FCB-Fans. Und wer keiner ist, der schweigt lieber. Das hängt vielleicht auch mit unserer randständigen Situation in der Schweiz zusammen, zu einem gewissen Grad auch mit einer gewissen Provinzialität. Ein Auto mit Basler Nummer und FCZ-Wimpel ist eher schwierig. Umgekehrt geht das. Und das führt vielleicht zum Eindruck der totalen Identifikation.

Wie gross ist da die Grenze zum Lokalchauvinismus?

Heitz: Schmal ist sie!

Heusler: So schmal wie zwischen Patriotismus und übertriebenem Nationalstolz.

Gerade in der Führung muss man ein Gespür dafür haben, dass es nicht auf die eine oder andere Seite kippt. Wie macht man das?

Heusler: Indem man nie politisch wird. Solange jemand ein Lokalpatriot ist und die Fasnacht digg findet und den FCB, so ist das seine Welt, seine Sache. Fussball lebt von dieser emotionalen Verwurzelung.

Heitz: Man muss sachlich bleiben, im Erfolg und im Misserfolg.

Und warum nicht politisch sein? Der FCB hätte doch einige Themen wo er politisch erfolgreich ist: die Integration von Ausländern zum Beispiel, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Halbkantonen.

Heusler: Weil das eben nicht unsere Rolle ist, weil es ein Missbrauch der Emotionen wäre. Am Schluss geht es um Sport, um ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Selbst bei scheinbar harmlosen Themen, haben wir uns darum zurückgehalten.

Heitz: Es steht übrigens auch in den Statuten. Der FCB ist politisch und religiös neutral.

Heusler: Und das ist richtig so. Ich habe es nach der Greenpeace-Geschichte erlebt, als beide Lager voll aufeinanderprallten.

Wie lange steht das schon in den Statuten? Es gab auch eine Zeit, da empfahl der FCB in seinem Cluborgan gewisse Parteimitglieder zur Wahl.

Heusler: Das war schon immer Thema. Bereits als ich ganz frisch in den Vorstand kam, diskutieren wir oft darüber, ob wir gewisse Einladungen an Präsentationen von politischen Kandidaten oder Würdenträger annehmen sollten.

Heitz: Das muss einem bewusst sein, egal was man macht: Es wird Leute verärgern. Politisch muss die Sensibilität besonders hoch sein, weil unser Publikum divers ist. Der gemeinsame Nenner ist der FCB, nicht die politische Ausrichtung.

Wie schwierig ist es, sich vor der politischen Vereinnahmung zu schützen?

Heusler: Es gab mal eine Anfrage, einen Aufruf zum Wählen zu unterschrieben. Ich habe es nicht gemacht, dabei war es wirklich harmlos. Doch es entspricht einfach nicht meiner Aufgabe. Eine Partei kann sich politisch positionieren. Ich muss, oder musste, den Pluralismus wiedergeben, für den der Club steht.

Es gibt ja nicht nur Parteipolitisches. Oft nützt einem die Nähe zur Politik ja auch für den eigenen Club.

Heusler: Ich hab mal gehört, wir würden die Regierungsräte mit VIP-Behandlungen kaufen. Fakt ist: Wir hatten während den vergangenen zehn Jahren rund um ein Spiel nie förmlichen Kontakt mit Vertretern der Politik. Sie waren als Freunde des Sports willkommen, nicht als Amtsträger.

Was der FCB will, wurde trotzdem meistens sehr wohlwollend aufgenommen.

Heitz: Es gibt total unterschiedliche Interessen. Nehmen wir die Sicherheitskosten, wo wir immer das Gefühl hatten, im Vergleich mit andere Clubs zahlen wir viel zu viel. Aber ja: Auch die Politiker fühlen sich in der Stadt mit diesem Club verbunden und versuchen im Rahmen des Anständigen ein gutes Umfeld für den Club zu schaffen. Doch es wird nicht alles durchgewinkt, was der FCB will.

Heusler: Wenn du in der Stadt Politik machst, merkst du, wie gross die Identifikationskraft des Clubs ist. Und diese Kraft muss man erhalten. Die Politik leistet dazu einen Beitrag, der Präsident, der Stürmer, der Sportchef eines Clubs ebenfalls.

Und manchmal auch die Medien. Du, Gegge, hast Dich in einem Beitrag kürzlich über so genannten Ersatzbank-Journalismus aufgeregt. Wir können uns allerdings an einige Beiträge von dir aus deiner BaZ-Zeit erinnern, die ziemlich gut in dieses Schema passten…

Heitz: Schon klar. Wenn du die Seite wechselt, nimmst du die Dinge ganz anders war. Es heisst ja immer, die lokalen Medien seien so sanft zum FCB. Als Verantwortlicher empfindest du das völlig anders!

Heusler: Und das ist in jeder Stadt so.

Bleiben wir kurz bei Dir Gegge, jetzt wo du schon in der Defensive bist. Du warst früher FCZ-Fan, nicht?

Heitz: Halt, halt! Einer meiner Brüder war ein GC-Fan und da war ich bei den Zürcher Derbys logischerweise für den FCZ. Aber Fan? Bewahre!

Herr Canepa hat uns erzählt, dass ein Basel-Offizieller heimlich FCZ-Fan sei.

Heitz: Ich bin es nicht!

Heusler: Und ich ebenso wenig. (lacht)

Wie wichtig ist es, starke Gegner zu haben?

Heusler: Extrem wichtig, davon leben wir. Und daran hat es in den letzten Jahren beim FCB gemangelt. Der FC Bayern München hat in keiner Saison so viele Shirts verkauft wie in jener, in der Borussia Dortmund Meister wurde. Es gibt ein Bedürfnis, sich gegenüber jenen abzuheben, mit denen man sich auf Augenhöhe befindet. Wenn man zu dominant ist, wird dieses Bedürfnis kleiner.

Heitz:  Siege müssen unberechenbar bleiben.

Wie wichtig sind immer gleiche Gegner?

Heusler: Wichtig. Es gab ja immer die Diskussion, ob der FCB in der Bundesliga mitspielen solle. Doch langjährige und historische Gegner wie der FCZ, GC oder YB kannst du nicht mit Augsburg oder Mainz ersetzen. Unsere alten Gegner würden uns bald sehr fehlen. Mein Papi hat mir schon vom verlorenen Cupfinal gegen Zürich erzählt, das macht es doch aus!

Gibt es einen Lieblingsgegner?

Heusler: Schon der FCZ.

Heitz: Ich war immer gerne in Sion. Was man sagen muss: Wir können jetzt locker hier sitzen und über Lieblingsgegner sinnieren. Wenn Du in der Verantwortung bist, möchtest du am liebsten nach fünf Runden zehn Punkte Vorsprung. Vor allem wenn Du so vom sportlichen Erfolg so abhängig bist wie der FCB.

Heusler: Gleichzeitig ist es für die Identifikation extrem wichtig, dass Du Dich an den Gegnern reiben kannst.

Der FCZ steht auch am Anfang eurer Erfolgsperiode. Die Ereignisse vom 13. Mai 2006, der Platzsturm, war für beide Clubs auf eine Art sinnstiftend. Wie habt Ihr das im Rückblick erlebt?

Heusler: Darüber habe ich schon häufig geredet. Ich wurde damals aus der Anonymität in die Öffentlichkeit gerissen. Für den FCB war es ein extrem wichtiger Moment in seiner Geschichte. Er führte zu einem Umdenken im Umgang zwischen Club und Anhängerschaft.

Ein Kreis, der sich mit dem Platzsturm im letzten Spiel geschlossen hat.

Heusler: Die Fans haben es so gedeutet, ja. Sie kennen mich ja auch seit diesem Moment, seit damals nehmen sie mich war. Der FCB hatte bis zum 13. Mai die Fanarbeit dem CEO und dem Marketingchef überlassen, wie viele Clubs, und dachte, das reicht.

Es zeigt auch, das Clubs auf solche Momente angewiesen sind. In der positiven oder negativen Auslegung.

Heitz: So etwas gibt Dir immer die Gelegenheit, den eigenen Standort zu bestimmen – und im besten Fall eine positive Geschichte zu schreiben. So wie es der FCZ beispielsweise nach seinem Abstieg 2016 gemacht hat.

Die aktuelle Geschichte des FCB ist eine des fortwährenden Erfolgs. Ist der Club zu gross für die Stadt geworden?

Heitz: Nein. Er steht in verschiedenen europäischen Rankings recht hoch, aber das hat er sich erspielt. Gleichzeitig bildet das die Erwartungshaltung nicht mehr richtig ab. Die grossen Clubs entfernen sich vom Durchschnitt, die Schere geht auseinander. Das sieht man an den Resultaten in der Champions League, die immer berechenbarer werden.

Im Kleinen hattet Ihr dieses Problem ja auch: Man muss Erfolg haben und gleichzeitig den Fussballromantiker befriedigen.

Heitz: Am einfachsten ist es, wenn Du in einer Phase mal keinen Erfolg hast. Ein guter Freund von mir hat kürzlich gesagt: Schon die Römer sind an ihrer Dekadenz zugrunde gegangen. Wenn man anfängt, in einem Umfeld eines Clubs nur noch über die Ästhetik zu diskutieren, jammert man auf höchstem Niveau, dann ist es einem langweilig.

Heusler: Das geht relativ schnell. Wenn Du Niederlageserien und häufiges Verlieren erlebt hast, spielt es auch keine grosse Rolle mehr, welchen Dialekt ein Spieler redet, welche Hautfarbe er hat: Hauptsache er schiesst für Rotblau ein Tor. Und wenn Du die Menschen auf dem Platz persönlich kennst, für sie verantwortlich bist, dann ist Dir ihr Pass noch unwichtiger. Wir haben jetzt wieder erlebt, wie schnell das geht: Ein harziger Start in die Meisterschaft und dann diese Euphorie gegen Benfica.

Heitz: Und der Star des Tages ist einer, der vier Jahre in der Nachwuchsabteilung des FCZ gespielt hat.

Das Gemäkel auf hohem Niveau – etwas genervt hat es Euch schon, nicht?

Heusler: Ob die Menschen glücklich sind, entscheidet sich an ihrer Erwartungshaltung. Das Gemäkel war nicht das Problem. Wir haben gemerkt, dass es immer schwieriger wird, den Leuten eine Freude zu machen. Be the change yourself: Wir haben in den all den Jahren so viel gewechselt, den Trainer, die Spieler. Nur nicht uns selbst. Ein Fan hat mir mal gesagt: Vielleicht braucht es einfach mal neue Köpfe, an denen man sich reiben kann.

Heitz: Was man sagen muss: In dieser Funktion gibt es keinen Tag, an dem man sich uneingeschränkt freuen kann. Und irgendwann macht das mürbe.

Wie hat das Dein Leben eingeschränkt? Bist Du noch in die Stadt?

Heitz: Sehr wenig. Ich wollte es auch nie provozieren. Und trotzdem gab es immer wieder Situationen. Wie damals an der EM 2016, als eine stadtbekannte Persönlichkeit auf mich zustürmte und meinte, das ginge jetzt wirklich nicht mehr mit diesem Trainer. Das findest Du nur halb so lustig, wenn Du mit deinen Kollegen ans Public Viewing möchtest. Doch ich will mich nicht beklagen: Das geht in einer solchen Situation auch gar nicht an. Ich war so privilegiert mit meinem Job!

In Eurem Job kamen Ihr mit unterschiedlichsten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen. Junge Männer, die zum ersten Mal richtig viel Geld bekommen. Wie geht man mit dem um?

Heusler: Um richtig mit diesen Menschen umzugehen, muss man zuerst begreifen, unter welchem Druck sie ihren Job ausführen. Wir finden diesen Druck lustig, sitzen im Stadion und rufen «Hopp FCB». Und unten laufen Männer im Lehrlingsalter ein, die zum Teil schon für ihre Familien sorgen. Wir haben immer versucht, die Spieler zu betreuen und ihnen zu vermitteln, wie gross unser Respekt für ihre Arbeit ist.

Wie schlimm findet ihr die Normierung der jungen Spieler?

Heitz: Es ist ein Klischee. Früher war alles besser… Früher gab es noch Persönlichkeiten… Schau doch an, wie die Spieler heute frisiert oder tätowiert sind. Das hätte sich früher niemand getraut. Was zugenommen hat, ist der Grad an Professionalisierung.

Heusler: Wir hatten immer Spieler, die das Herz auf der Zunge hatten. Der Vorwurf lautet zuerst, wir würden alle Spieler abschleifen. Und wenn sich dann mal einer etwas getraut, ist trotzdem die Hölle los. Das geht nicht auf.

Was mit ein Grund ist, dass der Club versucht die Hoheit über die eigene Botschaft zu erhalten.

Heusler: Da geht es um das moderne Unwort «Content Management». Früher ging der Content einfach raus. Heute haben die Clubs gemerkt, dass dieser Content einen eigenen Wert hat, dass man ihn kommerzialisieren kann. So entsteht die Diskrepanz zwischen den eigenen Kanälen des Clubs und den Wünschen nach grösstmöglichem Zugang der Medien. Je mehr wir den Medien geben, desto weniger Kontrolle haben wir darüber. Wie wollen wir verhindern, dass ein Bild eines rauchenden und trinkenden Spielers während einer Meisterfeier ein Jahr später in einem ganz anderen Zusammenhang wieder gebraucht wird?

Heitz: Es ist die Fragen nach dem Huhn und dem Ei. Sobald etwas nicht ganz geschliffen daher kommt, wird es skandalisiert. Und das will man verhindern als Club.

War es bei Eurer Übergabe ein Thema, den Club zu einem symbolischen Preis zu übergeben?

Heusler: Unser erstes Ziel war immer, den Club so zu führen, dass das Geld im Kreislauf bleibt – ohne Boni, ohne Gewinne. Impact vor Profit! Gleichzeitig sollten die Aktien in unserer Hand einen Wert darstellen. Für den Fall, dass wir es gut machen, wollten wir nicht einfach gratis gehen. Aber wir waren uns einig: Du kannst eine Institution wie den FCB nicht einfach auf dem freien Markt verkaufen, selbst wenn du reich damit würdest. Das tut dem Club nicht gut. So entstand die «Basler Lösung», über die die Mitglieder abstimmen durften. Ich denke, so stimmte es für alle.

Konkret: Wie ging man vor?

Heusler: Wir haben uns eine Zeit überlegt, ob es in der Basler Wirtschaft jemanden gäbe, der eine Art Defizitgarantie übernehmen möchte. Da haben wir aber schnell gespürt, dass das nicht realistisch ist.

Heitz: Und es hätte auch unsere Arbeit massgeblich verändert. Wenn Du mit einer Defizitgarantie geschäftest, heisst es dann nicht mehr: «Du Bärni, haben wir noch 200’000 mehr für diesen Spieler?» Es gibt nichts gratis.

Habt Ihr die Stadt bei diesem Prozess neu kennengelernt?

Heusler: Ich konnte niemandem übelnehmen, unseren Club nicht als Business Case zu begreifen. Ich konnte ja auch keinen Return on Invest versprechen.

Heitz: So viele Leute waren nicht involviert.

Wäre das Ausland eine Option gewesen?

Heusler: Es gab Interesse, ja. Die haben unsere Gewinne extrapoliert und kamen auf wahnsinnige Summen. Das ist aber eine rein wirtschaftliche Betrachtung. Und darum eine gefährliche und für das von uns selbst kreierte auf Defizitabdeckung ausgerichtete Konstrukt mit der Holding unpassend.

Am Schluss waren es dann 20 Millionen Franken, die der Club gekostet haben soll. Diese Zahl wird in der Stadt herumgeredet.

Heusler: Das stimmt nicht. Es werden ganz viele Beträge herumgeschnurt. 10, 20, 30 Millionen. Auf das Gerede kannst du nicht gehen.

Heitz: Fakt ist, dass wir von Anfang bis Schluss mit den gleichen Verträgen gearbeitet haben beim FCB, mit dem gleichen Honorar. Die wurden – trotz x-facher Umsatz- und Gewinnsteigerung –  nie entsprechend nach oben geschraubt.

Heusler: Es gab auch weder eine Abfindung noch einen Fallschirm am Schluss. Wir wollten den Club mit dem ganzen Kapital und allen Aktien übergeben.

Heitz: Das wäre die populistische Variante gewesen. Wir hätten uns über drei Jahre die Löhne erhöhen können, das hätte niemand gemerkt, und dann den Club für einen Franken übergeben.

Heusler: Am Schluss haben wir jene Variante gewählt, bei denen allen wohl ist. Der Preis war genau richtig und ich habe keinen Moment ein schlechtes Gewissen deswegen. Ein schlechtes Gewissen hätten wir bei den Beträgen vielleicht haben müssen, die im Vorfeld des Verkaufs tatsächlich im Raum standen, weil diese Summen nur auf der Basis eines «Return on Investment» zu rechtfertigen gewesen wären. Der Club hätte fast notgedrungen ausgehöhlt werden müssen von den neuen Eigentümern.

28.9.17

Was macht die Faszination FCB aus?

Heusler: Für mich persönlich ist es ein Mix zwischen emotionalen Erlebnissen in meiner Kindheit bis hin zu dem, was ich als Präsident erleben durfte. Eine Spannbreite an Emotionen, die ich ein Leben lang in mir drinnen haben werde.

Heitz: Dass sich so viele Menschen mit diesem Club beschäftigen, sich freuen und ärgern, dass dieser Club so viele Menschen bewegt, das ist ein grosser Teil der Faszination.

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